Ein Astrophysiker sucht Elefanten im All – und erklärt in einem Buch Laien das Universum

Ben Moore: Elefanten im All: Unser Platz im Universum. (Bild: Kein & Aber)
Ben Moore: Elefanten im All: Unser Platz im Universum. (Bild: Kein & Aber)

Komplexe Themen wie die Entstehung und Entwickl

ung des Weltraums sind die Leidenschaft des britischen Astrophysikers Ben Moore, der derzeit an der Universität Zürich lehrt. Weil das aber außer Wissenschaftlern sonst kaum jemand versteht, hat Moore nun ein Buch rausgebracht. „Elefanten im All: Unser Platz im Universum" will auch Laien mitnehmen, auf eine Reise durch 3.000 Jahre wissenschaftlicher Erkenntnisse die bis zum Urknall reichen. Kurzum: Moore will nicht weniger als die Welt und den gesamten Kosmos erklären. Im Interview mit Yahoo! spricht der Hobbymusiker über Außerirdische, den von den Mayas prophezeiten Weltuntergang und die Zukunft der Menschheit. Und natürlich über Elefanten draußen in den unendlichen Weiten.

Herr Moore - Elefanten im All? Klären Sie uns bitte auf.

Elefanten sind wunderschöne und komplexe Lebewesen, die viele Eigenschaften zeigen, die auch Menschen haben: Selbstbewusstsein, Liebe, Sorgen… und sie haben die größten Gehirne von allen Tieren, die an Land leben. Ich frage mich, ob Lebewesen wie die Elefanten sich gesondert entwickelt haben in einer dieser kürzlich entdeckten, weit entfernten Welten. Ein Teil meiner Forschungen berührt dieses Gebiet und ich habe einige wissenschaftliche Kolloquien mit dem Titel „Das Vorkommen von Elefanten in der Galaxie" gehalten. Wir versuchen, mit Supercomputern die Anordnung kosmischer Strukturen zu simulieren. Wir haben Berechnungen zur Anordnung der Planetensysteme benutzt, um abzuschätzen, wie oft sich ein Planet bilden konnte, der der Erde ähnlich ist und ein stabiles Klima besitzt, welches nötig ist, damit sich komplexe Landlebewesen entwickeln können.

Wie vermitteln Sie Laien komplexe physikalische Fakten?

Ich vereinfache die Phänomene, so dass sie jeder verstehen kann und benutze Analogien, die es dem Leser erlauben, sich ein visuelles Bild zu machen von dem, was ich erkläre. Es gibt vieles, das ich auch nicht verstehe, dass niemand versteht. Ein Kapitel im Werk widmet sich nur solchen Dingen. Manchmal stellen Wissenschaftler, die solch ein Buch schreiben, die Themen zu komplex dar. „Eine kurze Geschichte der Zeit" (Anm. d. Red.: vom Physiker Stephen W. Hawking) ist dafür ein gutes Beispiel.

Worum genau geht es in Ihrem Buch? Was ist das Ziel dahinter?

Das Buch ist eine Geschichte über die historische Entwicklung und die Zukunft des Lebens und des Universums. Es beschreibt unseren Platz in Zeit und Raum, wie wir dorthin gelangt sind und wo wir hingehen werden. Es nimmt den Leser mit auf eine Reise vom Beginn der Zeit bis zum Ende des Universums, deckt unsere Ursprünge auf und verrät unser Schicksal. Ich erkläre, wie wir dieses Wissen erwarben, angefangen bei den alten Griechen, die als erste Fragen zur Beschaffenheit der Welt stellten. Ausgehend von diesem Punkt startet eine außergewöhnliche Entdeckungsreise vom Ursprung der Atome bis zum Leben und Sterben von Sternen, von Ameisen und Elefanten bis zu Reisen ins Weltall und außerirdischem Leben. Die Astrophysiker haben im vergangenen Jahrzehnt neue Daten gesammelt, die uns erlauben, im Detail die Geschichte unseres Universums zu verstehen. Wir können auch erstmals mit einiger Sicherheit sagen, was passieren wird, wenn unser Universum schonungslos älter wird. Und wir können Fragen beantworten wie „Was sind die Aussichten für das Leben und was bedeutet dies alles?" Ich beschäftige mich auch mit ähnlichen Forschungsgebieten, von Philosophie und Evolution bis zur Neurowissenschaft und künstlicher Intelligenz. Jedes Kapitel im Buch beginnt mit einer kurzen Anekdote aus meinem Leben als Astrophysiker.

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Wer oder was hat sie beeinflusst, über dieses Thema zu schreiben?

Mein Vater. Er war ein Förster, der draußen gearbeitet hat, unermüdlich und versunken in die Natur von Sonnenaufgang bis Sonnenuntergang. In den Schulferien wollte ich bei ihm sein. Er brachte mir seine Liebe für die Natur und ihre Wunder bei. Die Fragen, die er stellte, waren einfach, aber scharfsinnig. Wie transportieren Bäume das Wasser aus den Wurzeln in die hohen Wipfel? Wie arbeiten all diese Ameisen zusammen? Warum dreht sich die Erde und umrundet die Sonne wie ein Uhrwerk? Was ist die Natur von Licht? Können Schwarze Löcher wirklich existieren? Ist das Universum unendlich und gefüllt mit Leben? Das Buch habe ich in Erinnerung an meinen Vater geschrieben. Er hat mich ermutigt, an der Universität zu studieren und Antworten zu finden. Das Buch soll meine Kinder so inspirieren, wie es mein Vater mit mir tat.

Es geht auch um die Stellung der Menschen im Universum. Halten Menschen ihr Leben auf der Erde für zu wichtig und ernst?

Das Leben ist wichtig. Es ist fantastisch, ein bewusst denkendes Wesen zu sein, und dafür erhält man nur eine kurze Chance. Man sollte aus jedem Tag das Beste machen und so viele Möglichkeiten nutzen, wie es geht.

Angenommen, es gibt außerirdische Wesen: wie stellen Sie sich diese vor?

Faszinierend, aber hässlich! Eine Kombination aus Extremophilen wie das Wasserbärchen und Wesen, wie sie H.R. Giger entwerfen würde (Anm. d. Red.: Der Schweizer Hansruedi Giger ist ein Maler und bildender Künstler und entwarf die „Alien"-Figur).

Ihre Argumente gegen den von den Mayas prophezeiten Weltuntergang?

Muss ich? Eine Prophezeiung ist eine Nachricht, die aus verschiedenen Ursprüngen herrührt. Viele Versuche, das Ende der Welt vorherzusagen, waren eindeutig falsch.

Welche Visionen haben Sie? Gibt es in einer Million Jahren noch Menschen?

Vermutlich, und sie werden noch coolere Gadgets haben, als wir sie bereits besitzen. Die durchschnittliche Lebenszeit einer Spezies beträgt etwa eine Million Jahre, und wir sind erst kürzer hier. Aber das ist nur Statistik. Menschen können ihr eigenes Aussterben verursachen. Aber wir besitzen auch die Fähigkeiten und das Wissen, als Spezies eine Million Jahre oder viel länger zu überleben. Obwohl wir an einem Zeitpunkt in der Zukunft die Erde evakuieren und auf einen neuen Planeten umsiedeln müssen. Weil die Sonne auch weiterhin brennen wird, wird es heißer. So heiß, dass flüssiges Wasser verdampfen würde und wir die Erdatmosphäre verlieren würden.

Wann haben Sie denn Zeit zu schreiben, neben Ihrem Vollzeitjob und den Auftritten mit Ihrer Band?

Ich hatte keine Zeit zu schreiben, also musste ich weniger schlafen (Moore grinst). Und Gitarre spielen mochte ich schon immer - das ist ein Weg, das Gehirn und die komplexen Gedanken auszuschalten. Ich genieße es, kreativ zu sein und Clubsongs zu entwickeln, die auf Melodien und Tönen von elektrischen und akustischen Gitarren basieren. Ich habe drei Jahre benötigt, um zu recherchieren und das Buch zu schreiben. Als ich fertig war, war es komisch, so viel Freizeit zu haben. Gerade arbeite ich an einem neuen Album, das hoffentlich bis zum Jahresende fertig ist.

Ben Moore: Elefanten im All: Unser Platz im Universum. Zürich: Kein & Aber 2012. 384 Seiten. 24, 90 Euro.